Wiesbaden/Frankfurt, 27. Februar 2025
Die goEast Hommage kehrt 2025 zurück als Teil des Programms Cinema Archipelago. Das vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain unterstützte Programm ist seit Jahren eine „Spielwiese“ für Experimente sowie für unterrepräsentierte Kunstformen und Künstler:innen bei goEast. Die Hommage an die beiden Pioniere des indigenen Films im post-sowjetischen Kino, Anastasia Lapsui und Markku Lehmuskallio, passt daher hervorragend in das Programm. Acht Filme und ein Werkstattgespräch werden während der Festivalzeit von Kurator Olaf Möller in Wiesbaden und Frankfurt am Main präsentiert. In ihren Werken verarbeitet die 1944 auf der Jamal-Halbinsel in der Sowjetunion geborene Nenzin Anastasia Lapsui oft ihre eigenen Kindheitserfahrungen – die Kindheit in ihrer Nomadenfamilie, die erzwungene und traumatisierende Einschulung an einem sowjetischen Internat, der drohende Verlust von Kultur und Identität. Durch ihre Zusammenarbeit mit dem finnischen Kameramann und Regisseur Markku Lehmuskallio wurde Anastasia Lapsui zu einer der ersten Filmschaffenden aus der Sowjetunion, die Filme über die russische Kolonialgeschichte aus der Perspektive der indigenen Völker drehte. Obwohl die Kultur der Nenzen im Mittelpunkt des Schaffens von Lapsui steht, hat das Filmemacherduo das Leben von neun verschiedenen indigenen Völkern eingehend recherchiert und in ihren Filmen dokumentiert. Die Retrospektive nimmt die Kinobesucher:innen mit auf eine Reise durch Kanada, Alaska, Finnland, Norwegen, die ehemalige Sowjetunion sowie das heutige Russland und Grönland. Ihr Kino verarbeitet Gedichte, Kunst, Fragmente, Rituale und Eindrücke. Mit dieser Hommage beabsichtigt goEast das 2023 eingeführte Thema „Decolonizing the (Post-)Soviet Screen“ weiter zu vertiefen und zwei immens wichtige Filmschaffende mit einer Filmreihe zu würdigen. Auch das Plakatmotiv der 25. Ausgabe von goEast ist der Kultur der Nenzen gewidmet: verwendet wurde ein Foto der Fotografin Alegra Ally, das 2016 auf der sibirischen Jamal-Halbinsel entstand.
Eröffnung CHEMI BEBIA & CLEANING WOMEN
Eine fulminante Stummfilmkonzerteröffnung erwartet dieses Jahr das Publikum am Mittwoch, 23. April, in der Caligari FilmBühne. Es wird der Stummfilm CHEMI BEBIA (Meine Großmutter, Georgische SSR 1929) des Regisseurs Kote Mikaberidze vorgeführt. Die Musiker der experimentellen finnischen Band CLEANING WOMEN (Putzroboter CW01, CW03 and CW04) begeisterten bereits im Sommer 2024 das Publikum des führenden Filmerbefestivals IL CINEMA RITROVATO im italienischen Bologna mit ihrem Auftritt und vertonen bei goEast nun den georgischen Avantgarde-Film in der Caligari FilmBühne.
In einer Mischung aus Realfilm, Stop-Motion-Animation und Slapstick-Komödie setzt sich der Film von Kote Mikaberidze kritisch mit der allgegenwärtigen Bürokratie des jungen sowjetisch-stalinistischen Staatsapparats auseinander. Anders als der Titel vermuten lässt, hat CHEMI BEBIA nichts mit Großmüttern zu tun. Das hätte inhaltlich zwar hervorragend zu dem diesjährigen goEast Symposium OMAS, BABAS, BABUSHKAS. GENDER UND ALTERN IM EUROPÄISCHEN KINO gepasst. Doch “Großmutter” bedeutet im Tiflis der Stalinzeit “Protektion”. Mit Klinkenputzen allein lässt sich für Bürokraten im Staatssystem nämlich keine Karriere machen. Der georgische Avantgarde-Film, der mehrere Jahrzehnte in der Sowjetunion verboten war, ist auch heute noch ein satirischer Kommentar mit Biss.
Die finnische Band CLEANING WOMEN, bekannt für ihre außergewöhnlichen Klänge und experimentellen Instrumente aus recycelten Haushaltsgegenständen, bringt einen einzigartigen Mix aus cineastischen Sci-Fi-Sounds und tanzbaren Rhythmen nach Wiesbaden und wird eine mitreißende Live-Performance bieten.
Akkreditierung
Pressevertreter:innen können sich hier ab sofort für das goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films akkreditieren. Während des Festivalzeitraums erhalten akkreditierte Fachbesucher:innen und Pressevertreter:innen Zugriff auf eine Online-Mediathek mit den Festivalfilmen.
Save the Date: goEast-Pressekonferenz
Die Pressekonferenz findet am Mittwoch, 16. April, um 11 Uhr in der Caligari FilmBühne statt.
Kartenvorverkauf
Der Vorverkauf für die Filmtickets sowie für einzelne Veranstaltungen startet am Donnerstag, 3. April, online hier sowie an der Vorverkaufsstelle – der Touristeninformation in Wiesbaden. Während der Festivalwoche sind Tickets online, an allen Spielstätten und im neuen Festivalzentrum im Alten Gericht Wiesbaden erhältlich. Genauere Informationen zu den Vorverkaufsstellen finden Sie hier.
Bildmaterial finden Sie in unserem Downloadbereich.
Das komplette Programm für die 25. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird im März veröffentlicht.
goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltet und von zahlreichen Partnern unterstützt. Hauptförderer sind die HessenFilm und Medien GmbH, die Landeshauptstadt Wiesbaden, der Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die hessische Film- und Medienakademie (hFMA), das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, Hauptmedienpartner sind 3sat, Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.