Der goEast Eröffnungsfilm – CROSSING
Die 24. Ausgabe von goEast eröffnet mit dem georgisch-türkischen Roadmovie CROSSING (SWE, DNK, FRA, TUR, GEO 2024) des Regisseurs Levan Akin, der bereits mit ALS WIR TANZTEN international und auch in den deutschen Kinos das Publikum begeisterte. Mit seinem neuen Film CROSSING überwindet er Grenzen und bringt Menschen zusammen. Die pensionierte Lia aus Batumi in Georgien macht sich mit dem Jugendlichen Achi auf die Suche nach Lias verschwundener Nichte Tekla. Während sie zusammen mit Evrim, einer jungen Anwältin für Trans-Rechte in Istanbul, gemeinsam nach Tekla suchen, offenbart sich in den Hinterhöfen und auf den Straßen der funkelnden Stadt ein verborgenes Netz aus Solidarität und Menschlichkeit.
Erste Wettbewerbsfilme
Ebenfalls aus Georgien stammt die allegorische Heiligensatire CITIZEN SAINT/ MOKALAKE TSMINDANI / DER HEILIGE BÜRGER (GEO, FRA, BGR 2023) von Tinatin Kajrishvili, die im diesjährigen Wettbewerb um die Goldene Lilie antritt. In wüster, georgischer Berglandschaft steht ein Kreuz mit einem versteinerten Bergmann, der von den Menschen nah und fern als Heiliger verehrt wird. Als der steinerne Kumpel im lokalen Museum restauriert werden soll, verschwindet er plötzlich und stattdessen taucht ein stummer Fremder auf, der schon bald Wunder wirkt. Nach anfänglicher Sympathie der Bewohner:innen dem fleischgewordenen Heiligen gegenüber, dominiert langsam die Angst – was, wenn der Heilige zu sprechen beginnt und die intimen Wünsche und an ihn gerichteten Gebete ausplaudert? Der Film untersucht in großartigen, von Kameramann Krum Rodriguez komponierten Schwarzweiß-Bildern, humorvoll die Absurdität eines Heiligenkultes.
Ein weiterer Wettbewerbsfilm ist die schwarzhumorige Groteske aus Serbien WORKING CLASS GOES TO HELL / RADNIČKA KLASA IDE U PAKAO / DIE ARBEITENDE KLASSE FÄHRT ZUR HÖLLE (SRB, GRC, BGR, MNE, HRV, ROU 2023) von Mladen Đorđević. Die Arbeiterklasse schlägt zurück – wortwörtlich. Miya kehrt nach 13 Jahren und einem Gefängnisaufenthalt aus Belgrad zurück in seine serbische Kleinstadt. Dort schließt er sich einer Gruppe ehemaliger Arbeiter:innen an, deren Familienangehörige vor fünf Jahren bei einem Fabrikbrand ums Leben kamen. Angeführt von der furchtlosen Ceca, fordert die Vereinigung Gerechtigkeit vom korrupten Bürgermeister, dem Fabrikbesitzer und dem örtlichen Verbrecherboss, die gemeinsam das Leben im Städtchen beherrschen. Dafür greifen sie zu immer härteren Mitteln, und – inspiriert von Miya, der behauptet ein Medium zu sein – auch zu satanistischen Ritualen und Gewalt. Der Regisseur wird zu Gast sein.
Weitere Details aus dem Wettbewerb werden Anfang April veröffentlicht.
RheinMain Kurzfilmpreis – Decolonizing the Post-Soviet Screen
Bereits zum 5. Mal vergibt goEast in diesem Jahr den mit 2.500 Euro dotierten RheinMain Kurzfilmpreis, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Eine dreiköpfige regionale Festivaljury entscheidet über den Gewinnerfilm. Anknüpfend an das Symposiumsthema aus 2023 stehen erneut Filmschaffende aus dem postsowjetischen Raum im Mittelpunkt des von Maxim Tuula kuratierten Programms.
Das Drama THE LATE WIND (KAZ 2023) von Shugyla Serzhan handelt von einer jungen schwangeren Kasachin, deren Partner verschwindet, als die Stadt von Protesten überrollt wird. Alisi Telenguts Animation BAIGAL NUUR – LAKE BAIKAL (DEU, CDN 2023) erzählt die Entstehung und die Geschichte des Baikalsees in Sibirien mit der Stimme einer burjatischen Frau und in einer vom Aussterben bedrohten Sprache. In der Dokumentation CHORNOBYL 22 (UKR 2023) mischt Oleksiy Radynski heimliche Handyaufnahmen der russischen Eroberung des Gebietes um Tschernobyl mit Aussagen von Anwohner:innen und Angestellten des früheren Kraftwerks.
Karakalpakstan ist eine abgelegene, nach Unabhängigkeit strebende Region in Usbekistan. In der Haupstadt Nukus lebt Mirtemir. MIRTEMIR IS ALRIGHT von goEast-Alumni Sasha Kulak und Mihail Borodin ist ein humorvolles Porträt eines Teenagers, der versucht, das Beste aus einer unmöglichen Situation zu machen. Dabei ist er auch noch lieb zu seiner Oma. In QIRIM (CZE 2023) erzählt Regiesseurin Kateryna Khramtsova von der Teilnahme einer nicht-binären Person an den Aktivitäten der Krimtartar:innen und den Protesten vom Euromaidan. Die Regisseurin schreckt nicht vor Experimenten zurück.
Die Filmemacher:innen sind in Wiesbaden anwesend. Nach dem Festival gehen die Kurzfilme durch die Kinos der Rhein-Main-Region auf Tour.