DIE ZWEITE GENERATION

DRUGA GENERACIJA könnte eine Dokumentation für Eingeweihte sein, doch ist die Botschaft des Films universeller, als es zunächst scheint. Oberflächlich geht es um Vokabeln wie „Yugo“ oder „Chefur“ – Bezeichnungen für Einwanderer, die auf der Suche nach Arbeit oder auf der Flucht vor dem Krieg aus den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken nach Slowenien gekommen und dort mehr oder weniger unfreiwillig geblieben sind. Das eigentliche Thema des Films ist jedoch die Nachfolge-Generation: die Kinder, die den Krieg nicht miterlebt haben und seine Folgen trotzdem zu spüren bekommen. Ihre Aufmerksamkeit kreist vor allem um Musik und Sport, Mädchen respektive Jungs, Schule und wirtschaftlichen Erfolg. Doch darüber hinaus erleben sie, was Immigrantenkindern, die im Grenzbereich zwischen zwei Kulturen leben, überall auf der Welt das Leben schwer macht. Zwar betrachten sie sich eigentlich als Slowenen, ihre Position in der Gesellschaft aber wird von der Nationalität ihrer Eltern bestimmt. Obwohl Regisseur Amir Muratović in der Beobachterposition bleibt, merkt man vielen der Begegnungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher ethnischer Herkunft an, dass sie eigens für den Film inszeniert wurden. Doch ist es ehrliches Interesse, das sich während dieser interview-ähnlichen Situationen entwickelt, ebenso wie Erstaunen darüber, einander gar nicht so fremd zu sein wie vielleicht erwartet. Und die Bemühungen, das Korsett der ethnischen Zugehörigkeit abzustreifen, sind vielfältig – ob religiöse Bräuche im Unterricht erläutert, gemeinsam Volkstänze einstudiert oder selbstironische Texte gerappt werden. Das Problem ist erkannt, der Umgang damit offensiv, und dennoch bleibt die Stimmung ambivalent: Die Sehnsucht nach einer „richtigen“ Heimat ist ungestillt. Deutschlandpremiere.