KINOINSELN

Wettbewerb

Inseln sind klassischerweise peripher – und ein bisschen hintendran. Doch das war nicht immer so. Die dalmatischen Inseln sind abseits von Touristenströmen und Zeltplätzen ein Archipel von mittlerweile vergessenen Kinosälen, in denen heute alte Menschen ihre Jugend genießen konnten. In diesen Hallen, teils auch unter freiem Himmel, öffnete sich ihnen vor Jahrzehnten ein Fenster zur Welt, wenn hier Filme zum allerersten Mal in ganz Jugoslawien liefen. Von der Begeisterung dieser Tage, als die Menschen dutzende Male in denselben Film gingen, ist aber nur wenig geblieben. Männerchöre und Blaskapellen proben in den Sälen, Kinder üben sich am Luftgewehr und Stressgeplagte suchen beim Yoga Erholung. In statischen Bildern, die eine meditative Ruhe verbreiten aber auch gespenstische Leere vermitteln, entfalten die Erzählungen der Cinephilen von damals raumgreifende Wirkung. Die Filme der 1950er Jahre rührten Männer ebenso wie Frauen zu Tränen, heute sind es unbesetzte Stuhlreihen, die traurig stimmen, allerdings ohne kathartische Erlösung à la Hollywood. Die Nachsaison der Kinozeit schließt wohl einen Kreis: Damals verlangten die Menschen nach Filmen, also wurden Tanzsäle umfunktioniert; heute werden sie wieder zur körperlichen Betätigung genutzt. Quo vadis, Kino?


KINO OTOK / ISLANDS OF FORGOTTEN CINEMAS
HRV 2016 / 35 min
Sprache: Kroatisch
Regie: Ivan Ramljak
  • Drehbuch: Ivan Ramljak
  • Kamera: Ivan Slipčević,Smiljka Guštak
  • Schnitt: Damir Čučić
  • Produktion: Vanja Jambrović
  • Produktionsfirma: Restart; Croatia
  • Rechte: Restart, Croatia

Inseln sind klassischerweise peripher – und ein bisschen hintendran. Doch das war nicht immer so. Die dalmatischen Inseln sind abseits von Touristenströmen und Zeltplätzen ein Archipel von mittlerweile vergessenen Kinosälen, in denen heute alte Menschen ihre Jugend genießen konnten. In diesen Hallen, teils auch unter freiem Himmel, öffnete sich ihnen vor Jahrzehnten ein Fenster zur Welt, wenn hier Filme zum allerersten Mal in ganz Jugoslawien liefen. Von der Begeisterung dieser Tage, als die Menschen dutzende Male in denselben Film gingen, ist aber nur wenig geblieben. Männerchöre und Blaskapellen proben in den Sälen, Kinder üben sich am Luftgewehr und Stressgeplagte suchen beim Yoga Erholung. In statischen Bildern, die eine meditative Ruhe verbreiten aber auch gespenstische Leere vermitteln, entfalten die Erzählungen der Cinephilen von damals raumgreifende Wirkung. Die Filme der 1950er Jahre rührten Männer ebenso wie Frauen zu Tränen, heute sind es unbesetzte Stuhlreihen, die traurig stimmen, allerdings ohne kathartische Erlösung à la Hollywood. Die Nachsaison der Kinozeit schließt wohl einen Kreis: Damals verlangten die Menschen nach Filmen, also wurden Tanzsäle umfunktioniert; heute werden sie wieder zur körperlichen Betätigung genutzt. Quo vadis, Kino?

  • Drehbuch: Ivan Ramljak
  • Kamera: Ivan Slipčević,Smiljka Guštak
  • Schnitt: Damir Čučić
  • Produktion: Vanja Jambrović
  • Produktionsfirma: Restart; Croatia
  • Rechte: Restart, Croatia