ROSSOSCH... RAGTIME...

Wettbewerb

Es ist die Zeit, die in Pulat Ahmatovs beinahe meditativer Dokumentation die Hauptrolle spielt. Schwer lastet sie auf den Einwohnern der kleinen russischen Grenzstadt Rossosch: Resigniert und in dumpfer Gottesfurcht ertragen sie ihren immer gleichen Alltag. Da ist zum Beispiel die junge Frau, die tagein, tagaus am Bahnhof illegal Gebäck verkauft. An guten Tagen ist das Backwerk nach wenigen Stunden ausverkauft. Dann knetet sie neuen Teig und bittet Gott für den nächsten Tag um ähnlichen Erfolg. Die Zeit dehnt sich aus und verwandelt jeden Augenblick auf dem Bahnsteig in quälende Langeweile. Plötzlich wieder verfliegt sie beängstigend schnell, und während im Backofen die gefüllten Pasteten für den nächsten Tag braun werden, zerrinnt mit jeder Minute ein Stück unwiederbringlicher Lebenszeit. Träume von Reichtum und wahrer Liebe kreisen ein wenig in der Luft, bevor sie verschwinden und nur noch mehr Leere zurücklassen. Doch da ist auch der Leiter der Laientheatergruppe. Auch er glaubt an Gott, indes ist sein Glauben ein anderer: hoffnungsfroh und inspirierend. Mit seiner Inszenierung eines Bibelmotivs hebt er für einen Moment die lähmende Apathie auf, die die Menschen umklammert hält; ein behindertes Mädchen kann wieder gehen, der Zauber scheint die Zeit anzuhalten, die Fantasie entflieht auf eine Insel der Glückseligkeit. ROSSOSH... REGTIME... ist ein stiller, freundlicher Film. Die Kamera ist stets in Bewegung, sie erfasst Details, heftet sich an die Fersen der Protagonisten, verharrt eine Weile auf Augenhöhe, beobachtet geduldig, erhebt sich dann, um noch einen Moment über den Menschen zu wachen, wechselt den Schauplatz und erfreut sich an kleinen Schönheiten, für die sonst niemand einen Blick übrig zu haben scheint. Weltpremiere.
Rossosh... Regtime... / Rossosh... Ragtime...
RUS 2006 / 52 min
Regie: Pulat Ahmatov
  • Drehbuch: Pulat Ahmatov
  • Kamera: Michail Nemysskij
  • Produktion: Temina Tuaeva
  • Produktionsfirma: Nart-Art - Vladikavkaz
  • Rechte: Nart-Art - Vladikavkaz
Es ist die Zeit, die in Pulat Ahmatovs beinahe meditativer Dokumentation die Hauptrolle spielt. Schwer lastet sie auf den Einwohnern der kleinen russischen Grenzstadt Rossosch: Resigniert und in dumpfer Gottesfurcht ertragen sie ihren immer gleichen Alltag. Da ist zum Beispiel die junge Frau, die tagein, tagaus am Bahnhof illegal Gebäck verkauft. An guten Tagen ist das Backwerk nach wenigen Stunden ausverkauft. Dann knetet sie neuen Teig und bittet Gott für den nächsten Tag um ähnlichen Erfolg. Die Zeit dehnt sich aus und verwandelt jeden Augenblick auf dem Bahnsteig in quälende Langeweile. Plötzlich wieder verfliegt sie beängstigend schnell, und während im Backofen die gefüllten Pasteten für den nächsten Tag braun werden, zerrinnt mit jeder Minute ein Stück unwiederbringlicher Lebenszeit. Träume von Reichtum und wahrer Liebe kreisen ein wenig in der Luft, bevor sie verschwinden und nur noch mehr Leere zurücklassen. Doch da ist auch der Leiter der Laientheatergruppe. Auch er glaubt an Gott, indes ist sein Glauben ein anderer: hoffnungsfroh und inspirierend. Mit seiner Inszenierung eines Bibelmotivs hebt er für einen Moment die lähmende Apathie auf, die die Menschen umklammert hält; ein behindertes Mädchen kann wieder gehen, der Zauber scheint die Zeit anzuhalten, die Fantasie entflieht auf eine Insel der Glückseligkeit. ROSSOSH... REGTIME... ist ein stiller, freundlicher Film. Die Kamera ist stets in Bewegung, sie erfasst Details, heftet sich an die Fersen der Protagonisten, verharrt eine Weile auf Augenhöhe, beobachtet geduldig, erhebt sich dann, um noch einen Moment über den Menschen zu wachen, wechselt den Schauplatz und erfreut sich an kleinen Schönheiten, für die sonst niemand einen Blick übrig zu haben scheint. Weltpremiere.
  • Drehbuch: Pulat Ahmatov
  • Kamera: Michail Nemysskij
  • Produktion: Temina Tuaeva
  • Produktionsfirma: Nart-Art - Vladikavkaz
  • Rechte: Nart-Art - Vladikavkaz