TAROT SERBIEN!

In das erste Jahrzehnt nach dem Balkankonflikt, in eine Zeit des Aufbruchs und der Neuorientierung Serbiens fällt auch der kometenhafte Aufstieg des ehemaligen Flohmarkthändlers Milan Radonjić, alias „Milan Tarot“ zum selbsternannten „Tarotologisten“ und zum Star einer von verschiedenen lokalen TV-Stationen ausgestrahlten live Call-in-Show. Über mehrere Jahre verfolgt Regisseur Ivan Ikić Milans Weg durch das vom Krieg gezeichnete Serbien. In immer absurderen Verkleidungen gibt er, mit Hilfe seiner Tarot-Karten, „Lebenstipps“, die nicht minder absurd sind. Fragen die Anrufer zu Beginn noch nach so einfachen Dingen wie einem gestohlenen Fahrrad, dem Hochzeitstermin oder dem Geschlecht des künftigen Enkelkindes wird er mit der Zeit für viele zum Medium und zur letzten Hoffnung. Weder die immens hohen Telefonkosten noch seine seltsam-verrückten Ratschläge und Weissagungen scheinen die hilfesuchenden Menschen abzuschrecken, seine Popularität wird immer größer. Bald braucht er einen Assistenten und eine Marketingberaterin, macht Hausbesuche und hält auf einem heruntergekommenen Parkplatz private Sitzungen in seinem Auto ab. Er sieht sich selbst als „Magier eines neuen Zeitalters“, dessen Ziel es ist, „die Welt zu erobern“. Doch im Jahr 2009 werden sämtliche spiritistischen Shows im serbischen Fernsehen verboten und auch Milans Sendung abgesetzt. Für Serbien sagen die Karten den Beitritt zur EU für das Jahr 2017 voraus; seine eigene Zukunft wartet in Bosnien und Kroatien auf ihn.