Ein kleines tschechisches Dorf ist in drei Gruppen aufgeteilt. Man gehört zu den Feuerwehrleuten, den Jägern oder den Sportlern – und misstraut den jeweils anderen. Allen drei Gruppen fehlt es an Nachwuchs, weil die Jungen vor lauter Arbeit keine Zeit mehr für ein Gemeinschaftsleben haben. Wie sich das einst intakte soziale Leben des Dorfes so verändern konnte, versucht dieser Dokumentarfilm mit subtilem, von Miloš Formans HORÍ, MÁ PANENKO / DER FEUERWEHRBALL inspiriertem Humor zu ergründen. Da gibt es zum Beispiel den Bürgermeister, der zwar ewig wiedergewählt wird, mit dem aber niemand zufrieden zu sein scheint. Er macht sich nicht viel aus Kneipen und Bällen, lieber plant er eine glorreiche Zukunft und organisiert den kulturellen Austausch mit Westeuropa. Sein größter Erfolg: Mit EU-Mitteln hat er vor den Toren des Dorfes das Freizeitzentrum Eurocamp aus dem Boden gestampft. Und obwohl niemand genau sagen kann, wie alles anfing, scheinen die Probleme im Dorf mit der Eröffnung dieses Freizeitzentrums zusammenzuhängen. Die örtliche Kneipe wurde geschlossen, und das Eurocamp ist zu weit weg, um als täglicher Treffpunkt dienen zu können. Die Recherchen der Filmemacherin führen die drei Gruppenführer schließlich zusammen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, das Dorf zurückzuerobern. Der Film entwickelt sein Thema langsam, aber beharrlich. Was zunächst wie eine folkloristische Untersuchung daherkommt, gerät schnell zu einer Parabel über die Aufteilung des sozialen Lebens in unüberwindbare Gruppenzugehörigkeiten, über Menschen, die vor lauter Fortschrittswillen vergessen wurden, über wegbrechende Sozialstrukturen aufgrund wirtschaftlichen Wandels – und über die Auslagerung des Lebens in Konsumtempel vor den Ortsgrenzen.
Sejdeme se v Eurocampu / I Guess We'll Meet in the Eurocamp
CZE 2006 / 58 min
Regie: Erika Hníková
Drehbuch: Erika Hníková
Kamera: Martin Schinabek
Schnitt: Jakub Hejna
Produktion: Erika Hníková
Produktionsfirma: Czech Television - Prag
Co-Produktionsfirma: FAMU - Prag
Rechte: Czech Television - Prag
Ein kleines tschechisches Dorf ist in drei Gruppen aufgeteilt. Man gehört zu den Feuerwehrleuten, den Jägern oder den Sportlern – und misstraut den jeweils anderen. Allen drei Gruppen fehlt es an Nachwuchs, weil die Jungen vor lauter Arbeit keine Zeit mehr für ein Gemeinschaftsleben haben. Wie sich das einst intakte soziale Leben des Dorfes so verändern konnte, versucht dieser Dokumentarfilm mit subtilem, von Miloš Formans HORÍ, MÁ PANENKO / DER FEUERWEHRBALL inspiriertem Humor zu ergründen. Da gibt es zum Beispiel den Bürgermeister, der zwar ewig wiedergewählt wird, mit dem aber niemand zufrieden zu sein scheint. Er macht sich nicht viel aus Kneipen und Bällen, lieber plant er eine glorreiche Zukunft und organisiert den kulturellen Austausch mit Westeuropa. Sein größter Erfolg: Mit EU-Mitteln hat er vor den Toren des Dorfes das Freizeitzentrum Eurocamp aus dem Boden gestampft. Und obwohl niemand genau sagen kann, wie alles anfing, scheinen die Probleme im Dorf mit der Eröffnung dieses Freizeitzentrums zusammenzuhängen. Die örtliche Kneipe wurde geschlossen, und das Eurocamp ist zu weit weg, um als täglicher Treffpunkt dienen zu können. Die Recherchen der Filmemacherin führen die drei Gruppenführer schließlich zusammen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, das Dorf zurückzuerobern. Der Film entwickelt sein Thema langsam, aber beharrlich. Was zunächst wie eine folkloristische Untersuchung daherkommt, gerät schnell zu einer Parabel über die Aufteilung des sozialen Lebens in unüberwindbare Gruppenzugehörigkeiten, über Menschen, die vor lauter Fortschrittswillen vergessen wurden, über wegbrechende Sozialstrukturen aufgrund wirtschaftlichen Wandels – und über die Auslagerung des Lebens in Konsumtempel vor den Ortsgrenzen.