Regisseur Dušan Makavejev setzte 1970 das surreale Streben, verdrängte psychische Seiten der Gesellschaft sichtbar zu machen, in einem Film über den freudianisch-marxistischen Psychoanalytiker Wilhelm Reich um. Der erste Teil zeigt dokumentarisch Leben, Verfolgung und Tod des Forschers, dessen Theorie und Praxis einer sexuellen Befreiung als Grundlage gesellschaftlicher Befreiung verketzert wurde – von Stalinisten ebenso wie von bürgerlichen Konservativen in den USA der McCarthy-Ära. Der zweite Teil des Films spielt im Jugoslawien des Jahres 1970 und zeigt den Versuch der „sexuell befreiten“ Milena, den stalinistisch-dogmatischen sowjetischen Eiskunstläufer Vladimir Ilyich (Anspielung auf Lenin) „reichianisch“ zu agitieren. Die Struktur des Films folgt dem Prinzip der surrealistischen Collage: Fragmente unterschiedlichster Herkunft decouvrieren hier, wie die ursprünglich sozialistische Utopie durch stalinistischen und poststalinistischen Totalitarismus pervertiert wurde. Die Betonung liegt dabei auf der gesellschaftlichen Unterdrückung durch sexuelle Disziplinierung – eine Position, die auch in der „liberaleren“ Funktionärs-Gesellschaft Jugoslawiens untragbar schien: Der Film wurde mit langjährigem Vorführverbot belegt.
W.R. - Misterije organizma / W.R. - Mysterien des Organismus
Produktionsfirma: Neoplanta Film - Novi Sad,Telepool - München
Regisseur Dušan Makavejev setzte 1970 das surreale Streben, verdrängte psychische Seiten der Gesellschaft sichtbar zu machen, in einem Film über den freudianisch-marxistischen Psychoanalytiker Wilhelm Reich um. Der erste Teil zeigt dokumentarisch Leben, Verfolgung und Tod des Forschers, dessen Theorie und Praxis einer sexuellen Befreiung als Grundlage gesellschaftlicher Befreiung verketzert wurde – von Stalinisten ebenso wie von bürgerlichen Konservativen in den USA der McCarthy-Ära. Der zweite Teil des Films spielt im Jugoslawien des Jahres 1970 und zeigt den Versuch der „sexuell befreiten“ Milena, den stalinistisch-dogmatischen sowjetischen Eiskunstläufer Vladimir Ilyich (Anspielung auf Lenin) „reichianisch“ zu agitieren. Die Struktur des Films folgt dem Prinzip der surrealistischen Collage: Fragmente unterschiedlichster Herkunft decouvrieren hier, wie die ursprünglich sozialistische Utopie durch stalinistischen und poststalinistischen Totalitarismus pervertiert wurde. Die Betonung liegt dabei auf der gesellschaftlichen Unterdrückung durch sexuelle Disziplinierung – eine Position, die auch in der „liberaleren“ Funktionärs-Gesellschaft Jugoslawiens untragbar schien: Der Film wurde mit langjährigem Vorführverbot belegt.