WEIBERRADIO

Jalzowka, ein kleines Dorf in der Westukraine, etwa 90 Kilometer westlich von Kiew. Ein abgelegener Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Hier treffen sich allabendlich die Frauen des Ortes Jalzowka am Gartenzaun und sitzen zusammen, bis die Kühe und Gänse von der Weide zurückkommen. Hanna, Olga, Nadja und die anderen tauschen sich in vertrauter Runde über die großen und kleinen Geschichten aus dem Dorf und den Nachbardörfern aus, diskutieren über Butterpreise, die Macken der Männer, manchmal auch über Politik. Und natürlich geht es um die alltäglichen Probleme und wie man sie lösen kann. „Babske Radio“ nennen die Männer das – Weiberradio. Das ist Tratsch und Zeitvertreib, nicht zuletzt aber auch eine wichtige Informationsbörse. „Ich höre etwas, du hörst etwas, und so wissen wir Bescheid.“ In ihrer stillen, zurückhaltenden Beobachtung dieses Rituals und der Dorfgemeinschaft vermittelt die deutsche Regisseurin Elke Sasse ein Bild vom Leben abseits der Metropolen und ihrer Schnelllebigkeit. Das wirkt zunächst kauzig und beschaulich. Doch der Eindruck, dass die Geschichte Jalzowka nicht berührt, trügt. Immer wieder ist der Krieg auch durch dieses Dorf gezogen, und in den Gesichtern der alten Frauen haben Leid und Hunger ihre Spuren hinterlassen. Einfach ist ihr Leben auch heute nicht; der Wohlstand hat nie in diesen Winkel des Landes gefunden. Doch sie nehmen es mit Humor und Gelassenheit. „Jetzt gibt es im Laden so viele Lebensmittel. Süßigkeiten, Kekse, Bonbons – jetzt gibt es alles. Wenn es nur Geld gäbe…“