Albanien und Kosovo im Fokus // Yugoretten 2.0 // East-West Talent Lab // Akkreditierung // Save the Date: goEast-Pressekonferenz: Mittwoch, 17. April, 11 Uhr

Wiesbaden/Frankfurt, 28. Februar 2024 

Im vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain geförderten Programm Cinema Archipelago stehen in diesem Jahr die (Film-)Kulturen von Kosovo und Albanien sowie der Westbalkanländer insgesamt im Mittelpunkt. Damit zielt goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films sowohl auf ein deutsches Publikum als auch auf diverse Communities in der Region. Die Zielgruppe an Menschen mit einem Migrationshintergrund aus den Westbalkanstaaten in Deutschland ist schwer zu beziffern und sehr heterogen. Laut Mikrozensus von 2012 waren es damals insgesamt etwa 1,58 Millionen Menschen (darunter Kroatien: 368.000, Kosovo: 339.000, Serbien: 301.000, Bosnien und Herzegowina: 253.000, EJR Mazedonien: 121.000). Dazu gehören ehemalige Gastarbeiter:innen, Kriegsflüchtlinge und Studierende ebenso wie  Künstler:innen und Filmemacher:innen.  

Albanien und Kosovo im Fokus 

Die beiden kleinen Filmländer Albanien und Kosovo zeichnen sich durch eine eng miteinander verwobene Geschichte aus. Seit etwa einem Jahrzehnt feiern Filme aus Kosovo regelmäßig große Erfolge in der internationalen Festivallandschaft, aber da der Staat nicht universell anerkannt wird, sind die Finanzierungsmöglichkeiten und die Bewegungsfreiheit von Filmschaffenden eingeschränkt. Blerta Bashollis HIVE (2021), wurde für den Oscar nominiert und feierte auch in den deutschen Kinos große Erfolge. Weitere Filme liefen in Cannes und Venedig. Doch oft erhalten die Regisseur:innen der betreffenden Filme für bestimmte Länder, wie Spanien, kein Visum und können ihre Arbeit dort dann nicht persönlich vorstellen. Kosovo ist kein Mitglied europäischer Förderprogramme und kann auch nicht auf osteuropäische Unterstützung zählen. Dennoch behauptet sich der Staat kulturell. Auffallend ist auch, dass die meisten Spielfilme der vergangenen zehn Jahre von Frauen gedreht wurden und viele davon gesellschaftliche Tabuthemen wie Frauenrechte, Sexualität und LGBTQ-Themen behandeln.  

Die albanische Sprache und Kultur sind für Kosovo immer prägend gewesen – deshalb zeigt goEast 2024 eine Auswahl identitätsstiftender, albanischsprachiger Filme aus den Archiven von Kosovo und Albanien. Die Filme führen durch diverse Etappen der Geschichte: vom ehemaligen Jugoslawien und der Hodscha-Diktatur, bis zum Kosovo-Krieg in die heutige Zeit und zeigen, wie sich die Gesellschaft in den beiden Ländern weiterentwickelte und mit aktuellen Themen auseinandersetzte. In diesem Kontext zu sehen sind DASHUR ARMIK / DEAR ENEMY (ALB, FRA, DEU 2004) von Gjergj Xhuvani, ERA DHE LISI (YUG 1979) und 117 (YUG 1976) von Besim Sahatciu und THE GUARDIAN (KOS 2010) von Antoneta Kastrati. 

Außerdem werden neuere albanische Filme wie I LOVE YOU MORE (KOS, ALB 2023) von Erblin Nushi, NË KËRKIM TË VENERËS / LOOKING FOR VENERA (KOS 2021) von Norika Sefa, DRUMS OF RESISTANCE (KOS 2016) von Mathieu Jouffre, DITA ZË FILL / DAYBREAK (ALB 2017) von Gentian Koçi, EDHE NJË DITË / ANOTHER DAY (ALB 2023) von Eneos Carka, und INTERREGNUM (ALB 2017) von Adrian Paci. 

Das Programm wurde von Blerta Zeqiri, Direktorin des Kosovo Cinematography Center, und dem Albanian National Center of Cinematography (ANCC) zusammengestellt. Die Kurator:innen werden auch in Wiesbaden anwesend sein und gemeinsam mit Filmschaffenden aus beiden Ländern sowie Vertreter:innen der deutschen Filmwirtschaft an einer Diskussionsrunde über Filmerbe, Filmproduktion und die Zukunftsaussichten für internationale Kooperationen sprechen.   

Yugoretten 2.0 

Der selbstironische Name klingt geschmeidig wie Schokolade, hat aber einen harten Kern und eine raue Oberfläche – die Yugoretten von goEast sind zurück, nach einer erfolgreichen ersten Ausgabe im Jahr 2022. Das Balkan-Künstler:innennetzwerk wird – diesmal unter der Leitung des Kurator:innentrios Borjana Gaković, Mateja Meded und Boris Hadžija – für eine zweite Runde an Performances, Filmvorführungen, Networking-Events und Diskussionen sorgen. Hauptanliegen des Netzwerks ist es, Künstler:innen mit einer ex-jugoslawischen Familiengeschichte über ethnische Grenzen hinweg zusammenzubringen. Diesmal haben die Yugoretten – passend zu den Grundthemen von Cinema Archipelago – neue Schwerpunkte gesetzt: Frauen und queere Kultur, Migration sowie das Land Kosovo im Kontext des ehemaligen Jugoslawiens. Die Filmemacherinnen Vedrana Pribačić, Mirta Puhlovski und Kumjana Novaković werden gemeinsam mit den Kuratorinnen Gaby Babić und Borjana Gaković die Repräsentation von sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung als Kriegsverbrechen in einem Diskussionspanel thematisieren. Die Produzentin Azra Djurdjević wird mit den Regisseur:innen Ena Sendijarević, Čarna Vučinić, Stefan Ivančić und Eroll Bilibani von DokuFest, zusammen mit Mateja Meded, über internationale Arbeit und Vernetzung in der Filmwelt aus der Perspektive der Diaspora sprechen. Das Thema Queerness in der postjugoslawischen Welt und insbesondere die Frage, in welchem Closet sich queeres Kino versteckt, und wie die Strategien der Befreiung aussehen, wird im Panel mit den Filmemacher:innen Dušan Zorić, Matija Gluščević, Viktor Zahtila und Hoda Taheri unter der Moderation von Boris Hadžija beleuchtet. 

Begleitet wird das Programm durch Filme wie VEĆE OD TRAUME / BIGGER THAN TRAUMA (HRV 2022) von Vedrana Pribačić und Mirta Puhlovski, MARBLE ASS (FRA, YUG 1995) von Želimir Žilnik, DA LI STE VIDELI OVU ŽENU / HAVE YOU SEEN THIS WOMAN? (SRB, HRV 2022) von  Dušan Zorić und Matija Gluščević, sowie von Kurzfilmen, u.a. von Hoda Taheri. 

Einreichungen für East-West Talent Lab  

Das Nachwuchsprogramm von goEast richtet sich 2024 an Filmschaffende aus Mittel- und Osteuropa sowie aus Deutschland, die ihre aktuellen Dokumentarfilm-Projekte weiterentwickeln und sich untereinander vernetzen wollen. Auch Produzent:innen ohne Projekt aus Mittel- und Osteuropa sowie aus Deutschland können sich für die Teilnahme am East-West Talent Lab bewerben. Zahlreiche Einreichungen aus vielen Ländern werden um das mit 3.500 Euro dotierte Renovabis-Recherchestipendium für ein Dokumentarfilmprojekt mit Schwerpunkt auf Menschenrechtsthemen und den Pitch the Doc Preis, ein Training zur Unterstützung der Projektentwicklung (im Wert von 500 Euro), kämpfen. Über die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den Förderern freut sich die Festivalleitung.   

Ein Highlight des diesjährigen East-West Talent Lab wird neben den öffentlichen Pitches die Masterclass mit dem Filmteam des Dokumentarfilms MILLION MOMENTS sein, welchen goEast in einer exklusiven Work-in-Progress Vorführung zeigt.  

Auch die Protagonist:innen, Mikuláš Minář und seine Kolleg:innen, die Gründer:innen der tschechischen Demokratiebewegung Million Moments for Democracy (Milion chvilek pro demokracii), werden da sein. Die Protestbewegung mobilisierte in den Jahren 2018 bis 2021 Millionen von Tschech:innen gegen die populistische Politik des ehemaligen Ministerpräsidenten Andreij Babić, und zwang diesen letztendlich, zurückzutreten. Über mehrere Jahre hinweg wurden Mikuláš Minář  und seine Mitstreiter:innen mit der Kamera bei ihrer Arbeit, aber auch im Privatleben begleitet. Wie macht man einen politischen Dokumentarfilm, und muss man dabei immer Haltung zeigen? Wie gelingt eine Zusammenarbeit mit Protagonist:innen? Sollte eine Protestbewegung sich aktiv an Parteipolitik beteiligen, oder nicht? Inwiefern kann man diese Protestbewegung mit denen anderer Länder vergleichen? Diese, und viele weitere Fragen sollen in der Masterclass besprochen werden. Die Veranstaltung ist öffentlich.  

Akkreditierung   

Pressevertreter:innen können sich hier ab sofort für das goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films akkreditieren. Während des Festivalzeitraums erhalten akkreditierte Fachbesucher:innen und Pressevertreter:innen Zugriff auf eine Online-Mediathek mit den Festivalfilmen.   

Save the Date: goEast-Pressekonferenz  

Die Pressekonferenz findet am Mittwoch, 17. April, um 11 Uhr in der Caligari FilmBühne statt.  

Bildmaterial finden Sie in unserem Downloadbereich. 

Das komplette Programm für die 24. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird im März veröffentlicht. 

goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltet und von zahlreichen Partnern unterstützt. Hauptförderer sind die HessenFilm und Medien GmbH, die Landeshauptstadt Wiesbaden, der Kulturfonds Frankfurt RheinMain, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, die Central and Eastern European Online Library GmbH / CEEOL. Hauptmedienpartner sind 3sat, Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.